Wafios AG: Ein TigeR zum Wohlfühlen

Trotz Rechtsanspruch entwickelt sich für viele Eltern die Suche nach einem Kleinkind-Betreuungsplatz zu einem Lotteriespiel. Ein Missstand, der auch immer mehr Unternehmen bewusst wird: sie organisieren Betreuungsmöglichkeiten für den Nachwuchs ihrer Beschäftigten. So auch die Wafios AG und die Institut Dr. Foerster GmbH & Co. KG in Reutlingen. Seit Anfang März betreiben die Firmen zusammen mit dem Kooperationspartner Tagesmütter e.V. Reutlingen und der Stadt Reutlingen einen „TigeR“, der sich langsam aber sicher füllt.

„Die Kleinkind-Betreuung ist ein Thema, das in Bewerbungsgesprächen an Bedeutung gewinnt“, sagt Dirk Heimann, Leiter Human Resources bei FOERSTER. „Wenn wir dem Bewerber signalisieren, dass wir über Betreuungsplätze für unsere Beschäftigten verfügen, dann kommt das sehr gut an. Und für die Stammbelegschaft haben wir jetzt eine Möglichkeit geschaffen, die individuellen Ansprüche unserer Mitarbeiter bei der Betreuung ihrer Kinder mit ihren Arbeitszeiten abzugleichen.“ Der Anbieter für zerstörungsfreie elektromagnetische Prüfverfahren war zusammen mit dem Hersteller von Maschinen für die Draht- und Rohrverarbeitung Wafios AG schon länger auf der Suche nach einer Unterbringungsmöglichkeit für Mitarbeiterkinder. Aber schließlich klappte es: Im Birnenweg im Industriegebiet In Laisen, genau zwischen den beiden Firmensitzen, wurde eine 240 qm große, bestens ausgestattete Räumlichkeit frei. Die Gruppengröße ist auf neun Kinder begrenzt (12 Kinder dürfen angemeldet sein). Sind alle anwesend, stehen drei qualifizierte Tagesmütter, darunter eine Fachkraft zur Verfügung. „Durch die überschaubare Gruppe ist eine individuelle Betreuung und Förderung möglich“, betont Anne Mack, Geschäftsführerin beim Tagesmütter e.V. Anfang März öffneten beide Unternehmen zusammen mit dem Kooperationspartner Tagesmütter e.V. Reutlingen die Türen des neuen „TigeRs“. Im Moment beherbergt er fünf Kinder, aber weitere Anmeldungen liegen schon vor. FOERSTER und Wafios übernehmen die Finanzierung der Räumlichkeit und die Ausstattung, für alles andere ist der Tagesmütterverein zuständig, beispielsweise auch für die Anmeldungen, Beratung und Begleitung der Tagespflegepersonen und das pädagogische Konzept. Gefördert wird der laufende Betrieb des TigeRs durch freiwillige Zuschüsse der Stadt Reutlingen in Form von Mietkostenzuschuss, Platz- und Sachkostenpauschale und es wurde ein Zuschuss für die Ausstattung durch das „Bundesprogramm 2015-2018 zur Kinderbetreuungsfinanzierung“ gewährt.  Teilzeitbeschäftigte Eltern haben die Möglichkeit, einen Platz mit anderen zu teilen. Sollte der Nachwuchs aus den Firmen FOERSTER und Wafios nicht ausreichen, die Kapazitäten auszulasten, werden auch Kinder von Nichtmitarbeitern aus Reutlingen aufgenommen.

„TigeR“ steht für „KinderTagespflege in anderen geeigneten Räumen“. Die Tagesmütter kommen nicht nach Hause, sondern betreuen die Kinder in einem zweiten Zuhause. Eine Kita der besonderen Art, wenn man so möchte. Die bewährte Art der Kindertagespflege wird vom Landkreis und der Stadt Reutlingen unterstützt.

Bettina Geist ist technische Zeichnerin bei Wafios in Teilzeit, ihr Ehepartner arbeitet in einem anderen Unternehmen. Die 2-jährige Tochter Emma geht seit Mitte März für drei Tage pro Woche in den Laisen-TigeR. Das Angebot des Arbeitgebers eröffnete ihr die Möglichkeit, wieder früher ins Berufsleben einzusteigen. Ein Vorteil für die Familie wie auch für ihr Unternehmen. „Die flexiblen Betreuungszeiten kann ich sehr gut mit meinen Arbeitszeiten und den Kindergartenzeiten meines 4-jährigen Sohns vereinbaren“, sagt Bettina Geist. Die Betreuungszeiten des TigerRs sind von 7 bis 17 Uhr, das ist ein großes Zeitfenster. Angenehm sei auch die Nähe zur Arbeitsstelle. Das wichtigste aber: das Kind müsse sich wohl fühlen, und das sei der Fall. „Die Betreuung und die Räumlichkeiten sind super.“

Damit sich der Wohlfühleffekt einstellt, wartet jeder TigeR mit einer Reihe Besonderheiten auf. Anne Mack: „Die Umgebung und die Tagesorganisation sind sehr familiär eingerichtet. Es gibt einen großen Esstisch, eine Küche, in der täglich frisch gekocht wird, es gibt auch eine Waschmaschine usw. Die Kinder erleben den Alltag wie mit den Eltern zusammen und sind darüber hinaus mit Gleichaltrigen in Kontakt.“ Die Geschäftsführerin sieht einen Trend, dass sich immer mehr Unternehmen in solche Projekte einbringen. In den Unternehmen selbst herrscht große Zustimmung. Familienfreundlichkeit zahlt sich eben aus. „Wir haben durchweg sehr positive Feedbacks aus der Reihen unserer Mitarbeiter, ob mit oder ohne Kinder“, sagt Winfried Peter, Personalleiter bei Wafios. „In einem Fall konnte die Frau eines Kollegen einen Job annehmen, weil wir hier, im Unternehmen des Mannes, für die Versorgung des Kleinkindes sorgen konnten. Eine tolle Sache für die Familie.“